Zeitgeistiger Anspruch - visionär kuratiert

Ein Besuch bei Nella Beljan

Wir befinden uns auf einer von vielen pulsierenden Straßen mitten in Berlin. Umgeben von anonym wirkenden, meterhohen Betonwänden, die in den Himmel ragen. Ruhe und Inspiration, so scheint es, sucht man in dieser Ecke der Hauptstadt vergebens.

Doch dann betreten wir die Galerie von Nella Beljan. Die im Zenit stehende Sonne scheint durch die meterhohen Fenster. Als würde sie die von Nella drapierten Objekte noch ansprechender in Szene setzen wollen.

Hier, in ihrer ästhetischen Oase, kuratiert Nella zeitgeistig und visionär. Egal ob Mode, Möbel oder eine limitierte Auswahl an Interiorobjekten. Ihr Anspruch ist gleichzeitig auch Qualitätsgarant für viele ihrer Follower, sowohl im analogen als auch digitalen Raum.

Liebe Nella, was inspiriert dich?

Mich inspiriert jeder Tag neu. Ich liebe Licht und ich sammle Augenblicke.

Das können im Alltag ganz kleine poetische Momente sein, die mich berühren. Diese Momente trage ich in mir speichere sie sozusagen in meinem System. Und dann kommt der passende Moment, die Erinnerung poppt auf und ich arbeite mit ihr.  Also sei es, dass ich Content erstelle, Texte schreibe oder einfach eine Idee habe für ein kreatives Konzept. Die Begeisterung, die ich beim Sehen, Denken und Entdecken verspüre, die gebe ich an meine Audience weiter, sowohl online als auch offline.

Du sagst, dass du Licht liebst. Licht spielt ja auch eine große Rolle hier in deiner Galerie. Wie bist du dazu gekommen die Galerie zu eröffnen?

Eigentlich hatte ich gar nicht dezidiert vor, eine Galerie zu eröffnen. Vielmehr habe ich KünstlerInnen, Talents und Maker aus aller Welt auf meiner Seite auf Instagram gefeatured. Ich liebe es, Menschen zu finden, die wundervolle Objekte machen und die Begeisterung darüber zu teilen. Und das Schöne ist, dass das, was ich als wundervoll empfinde, auch ganz oft von ganz wundervollen Menschen hergestellt wird. Und durch das Featuren auf meiner Seite haben sich die Beziehungen zu den Talents vertieft und ich dachte, dass ich all diese Arbeiten auch an einen analogen Ort bringen wollte. So habe ich vor ein paar Jahren mit Pop-ups gestartet. Diese Reihe hat scheinbar einen Nerv getroffen, denn ich habe von Anfang an überwältigendes Feedback bekommen. So kam dann eins zum anderen. Ich war eigentlich gar nicht auf der Suche nach einem Raum, stand dann aber hier [in der Galerie]. Mit dem tollen Boden, den Schiebetüren und Rohren an der Decke, den meterhohen Wände... diese Mischung aus Rauem und Zartem. Und dann habe ich gedacht: Das mache ich. Hier eröffne ich eine Galerie.

Wie gestaltest du die Galerie?

Der Raum funktioniert tatsächlich wie so eine Art Canvas. Auch wenn er nicht bespielt ist, funktioniert er schon ziemlich gut. Generell starte ich damit, dass ich ein Objekt oder ein Möbelstück habe, das mir sehr gut gefällt. Ich liebe skulpturale Formen, ich liebe Skulpturen, ich liebe aber auch Gebrauchsgegenstände. Für mich muss ein Gegenstand auch immer funktional sein. Und dann fange ich an, ein Stillleben darum aufzubauen. Und so arbeite ich mich Ecke für Ecke im ganzen Raum vor. Es ist mein

Anspruch, dass ich das Objekt, das ich so wunderbar finde, in den bestmöglichen Spot rücke. Ich liebe es auch, wenn die Objekte im Raum

miteinander korrespondieren. Entsprechend arrangiere ich sie – so, dass man sich freut, wenn man draufschaut. Und wenn etwas nicht passt, dann rücke ich es zurecht, bis es passt. Das Schöne ist, dass, wenn es für mich stimmig ist und mich nichts mehr stört, dann weiß ich, auch alle anderen Menschen fühlen sich hier wohl.

Und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite und die auch in diesen Raum kommen, die fangen dann auch an, mit den Objekten zu korrespondieren. Und das passt wiederum zu unserem Grundsatz, dass wir nur mit netten Menschen arbeiten. Wir lieben die Künstler*innen und deren Arbeiten, die wir hier zeigen.

Wie wählst du die Künstler*innen aus mit denen du zusammenarbeitest?

Die Zusammenarbeit startet meist ganz intuitiv. Oft entdecke ich die Künstler*innen und Creator über Instagram oder einfach in einem persönlichen Gespräch. Manchmal machen mich auch Freunde auf die Person aufmerksam oder ich sehe etwas und bin wie vom Blitz getroffen und möchte das unbedingt haben. Das ist das beste Gefühl, denn dann weiß ich, ich feature das und es wird Trend. Wenn es Klick macht bei mir und ich was wirklich toll finde, dann merkt man mir die Begeisterung an und mit dieser Begeisterung kontaktiere ich dann eben diejenigen Menschen, die diese wundervollen Dinge auf die Welt gebracht haben. Dann poste ich es auf Instagram oder es wird Teil einer meiner Editionen in der Galerie. Das sind dann Ausstellungen, in denen ich aus aller Welt Objekte, Interieur, Mode, einfach alles, was ich umwerfend finde, kuratiere und zum Verkauf ausstelle.

 

Gab oder gibt es für dich einen Moment in deinem Leben, der eine neue Zeitrechnung, eine neue Era, eingeläutet?

Definitiv. Einmal war das der Entschluss, dass ich nicht mehr akademisch weiterarbeite. Ich bin doppelt promoviert in der Germanistik, und mir hat das Unterrichten und Schreiben viel Spaß gemacht. Es gab aber auch viele Phasen, die ich als sehr mühsam empfunden habe. Und als ich dann beschlossen habe, zurück in den Journalismus zu gehen, auch wenn das andere, der vernünftige und sichere Weg gewesen wäre, war das definitiv eine neue Ära für mich. Die meisten Leute haben das nicht verstanden.

Und auch, als ich mich entschlossen habe, dass ich mein Moodboard bei Instagram veröffentliche, hat das eine neue Ära für mich eingeleitet. Ich habe das gemacht, weil ich es geliebt habe und mir das so eine große Freude bereitet hat. Und immer, wenn ich Entscheidungen getroffen habe, war es, weil ich etwas liebe oder weil ich es richtig super finde. Wenn ich das mache, was ich gerne mag, was ich liebe, dann wird es gut. Dann habe ich eine so große Ausdauer, weil mich diese Begeisterung so erfüllt, das ist wie ein toller Motor, der erst ausgeht, wenn ich das möchte. Eines meiner Leitmotive ist dabei: Wo ein Wille ist, ist ein Weg.

Welche Rolle spielt Kaffee in deinem Leben?

Kaffee spielt eine riesengroße Rolle in meinem Leben. Ich liebe, liebe, liebe Kaffee. Morgens brauch ich zuerst eine Tasse mit frisch gebrühtem Kaffee in meinen Händen. Der erste Kaffee und auch der zweite und dritte sind auf jeden Fall wie die Umarmung eines Freundes. Bei uns in der Familie hat Kaffee eine ganz große Tradition. Meine Eltern haben sich seit 40 Jahren, je nachdem, wer als erster auf war, den frisch gebrühten Kaffee ans Bett gebracht. Das fand ich immer schon total schön. Und so starte auch ich in den Tag.

 

Welchen Kaffee trinkst du momentan am liebsten?

Am liebsten trinke ich den Mbizi von ERA. Das ist ein Single Origin aus Ruanda mit den Geschmacksnoten Orangenzeste, Mandarine und grüner Tee. Durch die helle Röstung entfalten sich die Aromen besonders intensiv. Ich liebe es, wenn Kaffee fruchtig ist und bei diesem merkt man die Zitrusfrüchte und das einfach wundervoll. Das ist genau meins.

Der Kaffee ist ein Bio-Kaffee und wird von einem Kollektiv von Kaffeebäuerinnen produziert, der Women Coffee Extension. Durch gezielte Schulungen in der Kaffee-Wertschöpfungskette eröffnen sich für die Bäuerinnen neue wirtschaftliche Möglichkeiten und Strukturen, sodass sie ihr Business selbst unterhalten können. Außerdem erhalten sie Zugang zu sauberem Wasser und eine Lebensversicherung.